Vorbemerkung: die Radtour wird auch in diesem Jahr durchgeführt.
Weitere Reiseberichte: von Christel Wegeleben, von Wolfgang Augustin, Fahrradfahren in der Casamance, oder Bilder auf der FotoseiteBericht aus der Sicht des Reiseleiters/ Michael Franke
Tour Ende 1999
Do 2.12. Abflug in Berlin Tempelhof. Beim Check-In wurde nicht nach einer zusätzlichen Reisegepäckversicherung gefragt, die wir angeblich unbedingt haben müßten. Wolfgang, Holger und ich hatten die Räder sowieso gut in einem Karton verpackt.
Erster Schock im Sabena-Büro; sie sagen, der Flug Brüssel-Dakar sei gestrichen und sie könnten uns jetzt mit Air France über Paris hinbringen. Deren Ankunftszeit wäre aber 4 Std. später gewesen -ob unser Chauffeur so lange gewartet hätte? Kurze Zeit später dann Entwarnung: der Flug geht doch, sei aber etwas verspätet. Holger rannte dann noch mal zu seinem Fahrradkarton, da er vergessen hatte, Luft aus den Reifen zu lassen und ich mußte zur Sicherheitskontrolle in den Keller um zu überprüfen, ob wir tatsächlich Räder in den Kartons haben.
In Brüssel angekommen, waren wir Berliner die letzten. Alle anderen waren schon da, super. Birgit hatte fast schon im Air France Flugzeug nach Paris gesessen und erst als sie fragte, wo denn die anderen Teilnehmer aus Frankfurt seien, merkten die Sabena Leute, daß dieser Flug doch stattfindet.
Anruf in Senegal, daß der Flieger 'ne Stunde Verspätung hat. Aber unseren Chauffeur erreichte die Nachricht nicht mehr, da er schon losgefahren war um noch was anderes in Dakar zu erledigen. Losgeflogen sind wir dann mit zwei Stunden Verspätung! Afrika fängt schon bei Sabena an.O.k., wir kamen also in Dakar an. Obwohl nur dieses eine Flugzeug gelandet war, herrschte bei der Gepäckausgabe wie immer heilloses Durcheinander und Enge. Transportkarren fehlten und der Zoll ließ sich Zeit, alle Leute so gründlich zu kontrollieren, daß es kaum vorwärts ging. Gut, unsere Räder kamen ja auch erst ganz zum Schluß. Aber sie kamen alle an, das ist doch schon mal was. Und offensichtliche Schäden gab es auch nicht.
So viele Weiße mit Fahrrädern -da witterte der Zoll ein gutes Geschäft und spielte sich als Wegelagerer auf. Eine äußerst unfreundliche Begrüßung für ankommende Urlaubsgäste. Angeblich bräuchten wir eine Einfuhrbescheinigung einer deutschen Handelskammer um die Fahrräder mitzubringen, ein andermal hieß es, wir sollten die Kaufbelege vorweisen. Wie das so ist, unser Chauffeur fragt, ob man sich nicht anders arrangieren kann. Anschließend dürfen wir durch und der Oberzöllner hat heute Abend einen guten Nebenverdienst gemacht. Natürlich wollte auch der Chauffeur seinen Extrabonus, hatte er doch 2 Std. zusätzlich auf uns gewartet.
Die ganzen Räder in sein Auto zu verpacken dauerte so seine Zeit und auch die vielen Baustellen auf der Strecke verzögerten die Fahrt. Jedenfalls kamen wir erst nach 23:00 Uhr zu unserem Abendessen. Bald drohten uns aber die Augen zuzufallen und wir begaben uns zu unserer Unterkunft.
Fr 3.12. Frühstückseinkauf: ein halbes Baguette pro Person, Butter, Marmelade, Honig... und der Wächter auf dem Gelände brachte uns das heiße Wasser für Tee und Kaffee. Um halb zehn fuhren wir zur Bank um Geld einzutauschen, aber erst nach 13:00 Uhr waren wir durch. Ein völlig ineffizientes Verfahren mit zwei mal anstellen an verschiedenen Schaltern und ständig drängelt sich jemand vor. Zwischendurch brachten Leute ganze Plastiktüten voller Geld zur Kasse, das dann zeitaufwendig durchgezählt werden mußte und alle anderen zur Geduldsprobe aufforderte.
Nach der Bank gleich zum Mittagessen beim ASAFODEB Bildungsprojekt. Es gab leckere Säfte zu trinken, ein gutes Essen gemeinsam mit den Leuten und offene herzliche Gespräche. Anschließend besuchten wir ihr Zentrum in Thialy, eine kleine Bibliothek, ein Werkraum wo didaktische Materialien hergestellt werden, z.B. ein Scrabble-Spiel in Wolof das für die Alphabetisierungskurse eingesetzt wird.
Am frühen Abend ging es zurück und die vorgesehene Stadtrundfahrt fiel sehr kurz aus. Zum Abendessen ging es, schon bei Dunkelheit, zu Fuß über die Marktstraße, wo wir ein Sandwich aßen und anschließend in einen Biergarten gingen.
Sa 4.12. Jetzt geht die Radtour endlich los. Einige können es gar nicht abwarten, sich auf den Sattel zu schwingen. 35 km Piste bis wir auf die asphaltierte Straße stoßen und bei zwei Leuten schon der erste Platten, das fängt ja gut an. Kurz vor 14:00 Uhr sind wir am Atlantikstrand und mieten uns in einer Strandhütte ein.
Nachmittags baden, ein Spaziergang im Ort, die lokalen Essensangebote probiert wie gebackene Bohnenteigbällchen, Zuckerrohrstücke, Melone; das Atelier für Webteppiche besucht, sich mit den Leuten unterhalten ... und organisatorische Schwierigkeiten: einige Leute die ich wegen den Übernachtungen der kommenden Tage anrufen will haben offensichtlich eine neue Telefonnummer. Die Auskunft kann mir nicht weiterhelfen. Also heißt es überlegen, wer noch diese Leute kennt und mir weiterhelfen könnte ....
Abends ein großes Essen mit Fleisch- und Fischspießchen, Biertrinken und quatschen am Strand, die Brandung nur 10 m entfernt.
So 5.12. Gemütlich los, erst gegen halb zehn, denn schon nach zwei Stunden erreichen wir das Ziel für unsere Mittagspause, ein Begegnungszentrum kurz vor Mbour, das Abasse, ein in Bochum lebender Senegalese gebaut hat und das von seinem Bruder verwaltet wird. Yero hat sich darum gekümmert, daß wir uns hier im Schatten ausruhen können und ein gutes Mittagessen bekommen. Er hilft auch sofort, in der Stadt Mbour nach Fahrradersatzteilen zu suchen. Selbst am Sonntagmittag gibt es überall ein paar offene Läden. Wolfgang hat irgendwie ein Schaltungsröllchen verloren, kauft sich einen neuen Schaltarm und baut das Rädchen um.
Wir fahren spät aus Mbour los, machen noch eine Pause in der Parkanlage des Touristendorfes Eldorador (mit Tiergehegen, Swimmingpool, Bar ...), doch dann wollen einige nicht auf die Letzten warten und preschen los. Später haben wir dann den Salat; dort wo die Piste abgeht, warten sie nicht wie verabredet. Vorbeikommende Senegalesen erklären, daß sie auf der Straße weitergefahren sind. Einen Teil der Leute schicke ich mit groben Richtungsangaben zum Dorf los, andere warten mit mir, ob die Vorausgefahrenen wohl wieder zurückkommen werden. Und tatsächlich erklären zwei kleine Jungs, die seien 10 km weiter querfeldein auf einem anderen Weg gefahren.
Abendessen draußen im Freien vor den Gästehütten; Blick auf einen phantastischen Sternenhimmel und immer wieder Sternschnuppen. Und zum dritten Mal erklärt uns Bernd den Orion und die Plejaden. Übernachtung im Dorf auf der agro-ökologischen Modellfarm, kein Strom, kein fließend Wasser, keinerlei Motorengeräusche. Dafür Kerzen in den Hütten, Matratzen und Bastmatten auf dem Boden. Mbosse und El Hadj waren wegen eines Todesfalles in der Familie extra aus Kaolack gekommen, damit wir wie geplant hier übernachten können und haben uns ein Essen gekocht.
Mo 6.12.
Heute ist Nikolaus. Aber irgendwie paßt das hier nicht so ganz hin. Wir besuchen den Wochenmarkt der am heutigen Tag stattfindet und fahren auf schmalen Feldwegen zurück zur Straße um dann nach Joal zu radeln. Dort Besuch der Inselstadt, Mittagessen im schattigen Hof des Restaurants, bei der Post Briefmarken kaufen und am Nachmittag ging es weiter.
Bald hatte Bernd einen Platten -der Schlauch war direkt am Ventilansatz gerissen. Da mein Blitzventilschlauch nicht durch sein Felgenloch ging, mußten wir dieses erst mit Schraubenzieher und Taschenmesser vergrößern. Am frühen Abend kamen wir im Ort an. Die dortige Bauerngruppe bzw. die Frauen hatten alles für uns vorbereitet, es gab genug Platz und für jeden eine eigene Matratze. Nur der Generator muckte und das Abendessen kam etwas spät.
Di 7.12.
Das Frühstück war wie bestellt früh da; super Organisation. Vier Leute fuhren anschließend zügig los. Sie wollten die Strecke bis Kaolack ganz per Rad schaffen (115 km)! Ich war gegen 11:00 Uhr an der verabredeten Wartestelle und wartete auf den Rest der Gruppe. Die nächsten die ankamen wollten gleich ein Stück weiterfahren und erst später die Räder auf ein Buschtaxi laden. Mittags stieg ich mit den letzten in ein Auto und wir ließen uns bis kurz vor Kaolack bringen, machten dort Pause, aßen Melone bei der Schmiedewerkstatt am Straßenrand und radelten die restlichen km in die Stadt. Heute also ein Tag für drei Kleingruppen. Und dennoch kamen fast alle gleichzeitig an.
Auch im Begegnungszentrum und Büro der Aktivistengruppe um Pape Maissa Fall erwartete uns eine herzliche Begrüßung. Pape und seine Frau Adji hatten uns schon Früchte und Säfte in den Innenhof gestellt.
Ein Abendessen auf der Dachterrasse des Restaurants neben dem Open Air Kino ist dagegen nicht zu empfehlen. Man kann zwar einen Blick auf die Leinwand werfen und sich über die Inhaltsleere eines indischen Actionfilms wundern, aber es ist viel zu laut. So kam es uns gerade recht, als für mindestens eine Stunde im Stadtteil der Strom ausfiel und alles ruhig wurde. Erst gegen Mitternacht gingen wir schlafen, einige im großen Saal des Zentrums, andere draußen im Innenhof. Und tatsächlich, wie angekündigt quäkte ab halb fünf aus allen Richtungen der Muezzin um uns mit seinem Allah Akbar zu wecken.
Mi 8.12. Mit Rückenwind aus Kaolack raus, Pause bei den zwei Omis von Passi. Mittags kochte Pape Dione etliche Portionen Omelette mit Pommes und lud uns zum Ausruhen in seinen Hof ein. Natürlich verteilte ich den Leuten dort auch die Fotos, die ich das letzte Mal gemacht hatte. Am Nachmittag ging's weiter und am frühen Abend waren wir an unserem Ziel. Dort fanden wir eine ganz neue Anlage mit sauberen Zimmern, Duschen, Toiletten ..., eine angenehme Überraschung. Abendspaziergang zum Wasser runter, durch den Ort, dann Abendessen.
Do 9.12.
Kurz nach dem Losfahren kam ein schöner Markt rechts und links der Straße, wo wir uns auf frische Melonenstücke stürzten. Bald darauf kommt auch schon der Grenzort zu Gambia. Während ich mich mit allen Pässen in die senegalesische Polizeistation begebe, holt jemand seinen Foto raus und will fotografieren. Er wird von der Polizei barsch zurückgepfiffen und ich bin froh, daß es keinen Ärger gibt.
Nach dem Motto "haste mal 'ne Mark" fragen auf der gambischen Seite die Beamten die uns den Stempel fürs Transitvisa reindrücken, ob wir nicht einen Kugelschreiber für sie übrig hätten. Und siehe da, ein Kuli für die ganze Gruppe stellt sie zufrieden. Ich finde das peinlich. Christine, die als Französin fast 50 DM Visagebühren zahlen soll, fragt scherzhaft, ob sie auch mit einer Armbanduhr bezahlen kann. Aber darauf wollen sie sich nicht einlassen.Bald nach der Grenze eine erste Polizeikontrolle in Gambia. Der Polizist hielt die vorausfahrenden Radler an, fragte sie aus, ließ sich die Pässe zeigen und nahm verdächtig oft das Wort "money" in den Mund. Als ich dazu kam, ihn auf wolof begrüßte und erzählte, daß wir per Rad unterwegs sind, war davon nichts mehr zu merken. Wir unterhielten uns nett und dann wünschte er uns eine gute Fahrt.
In Baara auf die Fähre über die Mündung des Gambia River. Das Boot ist hoffnungslos überfüllt, ich habe schon Angst, daß wir nicht mitkommen. Klappt aber doch. Nur sind wir eine gute halbe Stunde lang bis zur Bewegungsunfähigkeit zwischen unseren Rädern eingeklemmt. Uwe hat einen guten Platz gefunden, er ist einfach auf das gepäckgefüllte Dach eines Kleinbusses geklettert.
In Banjul angekommen ging es zügig über den "Highway" nach Serrekunda. Dichter Verkehr. Aber wir haben den Weg gut gefunden. Einige radelten gleich weiter zum Strand um noch zu baden. Ein schnell improvisiertes Abendessen in unserem Übernachtungscamp; es gab Spaghetti.
Fr 10.12. Heute begann der Ramadan. Es war wohl schwierig, am Morgen frisches Brot aufzutreiben, denn das Frühstück kam etwas spät. Auch am Morgen fuhren einige zum Schwimmen ans Meer. Gemeinsam machten wir dann den Ausflug zum Abuko Park und ein ausgedehntes Mittagessen bei der Lamin Lodge. Das Restaurant liegt zwar schön in den Mangroven und am Wasser, aber mit dem großen Eingangstor, den Souvenirbuden und den fast ausschließlich weißen Gästen kommen wir uns doch sehr fremd vor.
Das Restaurant hat einen neuen Manager, der auf der Speisekarte einige Preise gesenkt hat. Die Rechnung war aber ein ziemliches Chaos, einige Preise waren noch die alten teureren, einige Multiplikationen waren falsch, einige Gerichte waren zu häufig aufgeschrieben. Nachdem wir mit der Kellnerin alles ausgetüftelt hatten und schon gegangen waren, rief mich am Eingangstor der Manager zurück. Er wolle alles noch mal nachrechnen. Trotz Taschenrechner vertippte er sich ständig und kam nicht zurecht. Irgendwann kam auch er auf das gleiche Ergebnis. Ich war inzwischen knatschig denn die anderen warteten draußen in der Sonne.
Sa 11.12. Noch einmal die Strecke am Abuko Park vorbei, dann kommt Neuland. Der Straßenverkehr wird ruhiger. Wir fahren am Flughafen vorbei, an einer großen Teakholzplantage und setzen bei einem kleinen Laden unsere letzten gambischen Dalasi in Coca Cola und Mineralwasser um. Bald kommen wir an Orte wo sich deutsche Urlauber ein kleines Denkmal gesetzt haben, denn es tauchen große Schilder "Kindergarten Bottrop", oder "Kindergarten Wattenscheid" auf. Später, wie eine trotzige Reaktion wirkend, dann auch "Kindergarten Leipzig".
Bald zweigt die Straße nach Senegal ab. Und nun wieder die Grenzformalitäten: Gambia Police Post, senegalesische Zollstation, und der senegalesische Polizeiposten. Zwischendurch auch Getränkeshops und Frauen die Erdnüsse oder gebackene Teigbällchen verkaufen. Mit den Grenzformalitäten hatten wir diesmal Glück, denn kurz nach uns kommen zwei vollbesetzte Kleinbusse. Und angesichts des zu erwartenden Ansturmes und Gedränges werden wir zügig weitergeleitet.
Heute fuhren wir 85 km und waren abends etwas erschöpft. Baden im Atlantik, Strandspaziergang, Biertrinken im Sonnenuntergang - da ging es uns schon wieder besser. Und das Abendessen mit einer Quiche, Fischsoufflé mit Röstkartoffeln und einem Stück Kuchen als Nachtisch war eine kulinarische Überraschung. Später gab es noch ein Trommelkonzert mit Tanzdarbietungen -aber da schliefen die meisten schon.
So 12.12. Am Sonntag wollen einige in Ruhe ausschlafen. Die anderen frühstücken früh und radeln vom Ortszentrum zum Dorf wo der Fährmann wohnt. Der Weg dorthin ist sandig aber schön, es geht durch schattige Alleen, vorbei an Reisfeldern und über weite freie Flächen. Die Bootsfahrt geht erst über enge Kanäle durch die Mangroven, dann übers freie Wasser zu den Inseln auf denen Pelikane, Kormorane und andere Wasservögel brüten, bzw. ihre Jungen aufziehen. Dort geht der Bootsmotor aus und will nicht wieder anspringen. Erst als wir die Zündkerze reinigen und zum Trocknen in die Sonne legen, klappt es. Zurück im Dorf bietet man uns noch frischen Palmwein an. Davon nehmen wir gleich noch eine Flasche mit.
Am Nachmittag fahren wir die kurze Strecke von Kafountine nach Diouloulou zurück. Einige rasen die 25 km durch. Am frühen Abend sind wir im Campement angekommen. Gestern mittag sah es noch so aus, als ob es sich um eine nichtssagende einfache Unterkunft handeln würde, doch jetzt sind wir vom Charme gefangen mit dem Oumar unseren Empfang vorbereitet hat. Alles ist sauber und ordentlich, im Hof sind gedeckte Tische aufgebaut, Wasser zum Duschen und zum Wäschewaschen ist da. Am Abend wird ein Couscous Essen, für die einen mit Fisch, für die anderen mit Huhn aufgefahren.
Mo 13.12. Heute wieder nur eine kurze Strecke. Ein Militärposten an der Brücke bestätigt uns, daß hier alles ruhig ist und wir keinerlei Bedenken vor "Unruhen" zu haben brauchen. Mittags erhalten wir bei einem anderen Posten die gleiche Auskunft. Und noch immer serviert Maimouna am Straßenrand die leckersten Krabbensandwiches. Das lädt zu einer Pause ein und wir beobachten wie das Militär bei einem LKW die Ladung inspiziert und ein halber Sack voll Ölpalmkernen auf die Straße rieselt.
Das Campement von Thionk-Essyl, zu dem wir weiterfahren wollten ist leider geschlossen, bzw. wird vom Militär genutzt. Also bleiben wir wo wir sind und das war eine glückliche Entscheidung, denn das Campement liegt idyllisch und ruhig am Wasser. Einige gehen baden, andere machen ausgedehnte Spaziergänge.
Di 14.12. Auf den ersten km ein kurzer Schlaglochslalom. Danach geht es auf einer Piste durch einen wunderschönen dichten grünen Wald, weit durch die Ortschaften der Casamance zu unserem nächsten Campement.
Wir sind die einzigen Gäste. Die Zimmer werden eingerichtet, Betten bezogen ... Das Gebäude ist ein großer runder Lehmbau mit offenem Innenhof, ganz im traditionellen Stil der alten Diola-Häuser. Zimmer, Duschen, Wirtschaftsräume ... sind ringförmig angeordnet.Wir machen Spaziergänge im Ort, zum großen Gemüsegarten, den die Frauen gemeinsam bewirtschaften, wieder radeln einige zum Wasser um schnell noch mal zu baden und dann warten wir hungrig auf das Abendessen.
Mi 15.12. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und begeben uns zur Anlegestelle wo die Piroge ankommen soll. Wir warten lange und einige bedauern, daß sie sich nicht früh auf den Sattel geschwungen haben um die Strecke per Rad zurückzulegen. Das Ausladen der Piroge und das Neubeladen dauert ebenfalls so seine Zeit. Wir zweifeln ob wir alle mitkommen. Neben unseren 12 Rädern warten noch etliche Säcke voller Zitronen, Kanister voll mit Palmöl, noch einige einheimische Räder und zahlreiche Personen. Aber es klappt; alles geht rein. Wir fahren fast zwei Stunden durch die Mangroven und über den breiten Casamance Fluß.Am frühen Nachmittag sind wir bei unserem Hotel.
Ich begebe mich mit einem Stapel von Pässen in den Hafen um beim Büro der Djoola nach Fahrkarten zu schauen. Hier gibt es eine Überraschung: zum ersten mal funktioniert bei einer öffentlichen Stelle etwas äußerst zügig und zuvorkommend: keine Warteschlange am Schalter, ich komme sofort dran, sage, daß ich schon mal angerufen hätte und Tickets für eine Gruppe haben will. Sie bieten mir einen Platz am Tisch, sagen, daß sie unsere Plätze bereits reserviert und numeriert haben, setzen sich zu mir, schreiben zu zweit ruck zuck die Namen aus den Pässen ab und übertragen sie auf die Fahrscheine. Der Chefingenieur persönlich holt mir die zusätzlichen Tickets für die Räder ... -erstaunlich. Nach einer halben Stunde war alles erledigt. Früher hatte ich manchmal einen halben Tag am Hafen verbringen müssen! Ob es daran liegt, daß demnächst die Präsidentschaftswahlen anstehen und der Staat einen guten Eindruck machen will, oder daran, daß es für diese Schiffsverbindung inzwischen eine private Konkurrenz gibt?
Do 16.12. Der Weg zur nächsten Telefonbude bringt mir Streß mit einem aufdringlichen Helfer ein. Als ob ich nicht alleine gehen könnte meint er, mich die 50 m führen zu müssen. Am liebsten will er mir wohl noch den Telefonhörer halten. Auf dem Rückweg verlangt er dann Geld für seine Hilfe. Manchmal sollte man wirklich nicht sagen wo man hin will, sonst führen sie einen, ob man will oder nicht.
Beim Kreisverkehr der nach Papst Johannes Paul II. benannt ist, decken wir uns mit Proviant ein. Dann geht's in den Hafen, wo wir uns wieder der vielen Helferlein und Gepäckträger erwehren müssen. Zügig und ohne Schwierigkeiten kommen wir aufs Schiff und beobachten von oben unserer Räder, die noch draußen in einer Ecke stehen. Pünktlich um 12:00 Uhr legt das Schiff ab. Am Nachmittag taucht die malerische Kulisse der Insel Karabane auf. Sobald die Djoola geankert hat, steuern eine Handvoll bunter Pirogen auf das Schiff zu. Neue Passagiere und Handelsware kommen an Bord, vor allem aber ergießt sich eine Flut von Händlerinnen über die Passagiere. Getrocknete Muscheln und Fisch, Bananen und Kokosnüsse, Rosinenschnecken und gebackene Teigbällchen, Erdnüsse und Bananen werden angeboten. Nach der Weiterfahrt kommt jemand von der Schiffsgesellschaft durch und bietet Tabletten gegen Seekrankheit an. Wir fahren aufs offene Meer, langsam geht die Sonne unter und unter dem Schiffsbug sind für kurze Zeit immer wieder Delphine zu sehen. Abendessen gibt's im Bordrestaurant und später spielt eine Band noch Play-Back Songs von Youssou N'dour.
Fr 17.12. Früh am Morgen sind wir im Hafen von Dakar. Bevor die Leute aussteigen können, muß erst mal die ganze Handelsware aus dem Schiffsbauch raus. Außerdem ist es draußen ja noch stockdunkel. Ganz langsam wachen die Leute auf, machen sich fertig und packen ihre Sachen zusammen. Bevor wir das Hafengelände verlassen können macht ein junger Militär noch oberflächliche Gepäckkontrollen -wir könnten ja aus der Casamance irgendwas in die Hauptstadt schmuggeln wollen.
Noch im Dunkeln radeln wir zu einer alten Bekannten, bei der ich uns ein erstes Frühstück bestellt habe. In der Stadt ist um diese Zeit noch nichts zu kriegen und bei Dunkelheit sollte man auch etwas vorsichtig sein. Nach dem Hellwerden radeln wir zum Hotel.
Am späten Vormittag ein erster Stadtbummel, zum Unabhängigkeitsplatz, Sandaga Markt und Mittagessen im afrikanischen Restaurant Keur Ndeye. Ein zweiter Gang am Nachmittag führt uns zum Kermel Markt, zu Hafen und Bahnhof. Und abends ziehen wir los um im allseits bekannten kapverdischen Restaurant Che Loutcha ein opulentes Mahl zu bestellen. Anschließend gehe ich mit einigen ins Keur Samba, was aber kein Jazz Club mehr ist, sondern eine 08/15 Disco mit uninteressanter Techno Musik.
So 18.12. Heute machen wir einen Ausflug zur ehemaligen Sklaveninsel Gorée. Nachdem Gorée in das Programm des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen wurde, floß auch Geld auf die Insel und einige Häuser wurden schön renoviert. Nach der Hektik der Großstadt Dakar ist das autofreie Gorée eine angenehme Erholung. Man kann durch die engen Gäßchen schlendern und sich in den Museen noch mal zur (Kolonial-)geschichte informieren.
Der Hügel an der Westspitze wird z.Z. mit einem Zementboden und einem gigantischen Monument versehen. Da ist das Inselverschönerungsprogramm wohl etwas zu weit gegangen. Auf dem Hügel sind noch alte Verteidigungsanlagen aus der Kolonialzeit, in deren Bunkern und Gängen sich Künstler und Anhänger einer islamischen Bruderschaft angesiedelt haben. Jetzt haben sie Angst, vom zunehmenden Touristenstrom vertrieben zu werden.
Am Nachmittag bummeln wir in kleinen Gruppen auf unterschiedlichem Weg zurück zum Hotel. Mehrere von uns werden aus einem Taxi heraus von einem Typen angesprochen: einmal heißt es, Michael läge schwer verletzt im Krankenhaus und hätte nicht genügend Geld dabei um die Behandlung zu bezahlen, das andere mal heißt es, Maimouna hätte ihn geschickt und man solle dringend mitkommen. Was für ein Glück, daß niemand drauf reingefallen ist. Woher wissen die Leute unsere Namen und den Namen der Frau, bei der wir gestern gefrühstückt hatten?
Mo 19.12. Die letzte Radtour: langsam geht es am Hafen vorbei, um die großen Hotels herum über die Südspitze Dakars. Vorbei an der Residenz des deutschen Botschafters, an der Repräsentanz der Europäischen Union und an teuren Privatkliniken. Am frühen Abend sind wir bei Almadies angekommen, dem westlichsten Zipfel Afrikas. Ein gemütliches Abschieds - Abendessen im vietnamesisch-senegalesischen Restaurant und dann radeln wir zum 10 km entfernten Flughafen. Räder fertigmachen, Gepäck umpacken, Check-In und ab geht's zurück nach Hause.
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